Auffälligkeiten - Auf dem Weg zur Dyskalkulie ?

Zählendes Rechnen:
Die Kinder verstecken ihre Hände unter den Oberschenkeln, hinter dem Rücken, unter dem Tisch, … Alle möglichen Materialien – die Fenster im Klassenraum, die Blumentöpfe auf den Fensterbänken, die Stifte in der Mappe, … – werden als Zählmaterialien benutzt, begleitet mit rhythmischen Kopfbewegungen.

Weitere Beobachtungen in Stichworten:
Unzureichende Strukturerkennung, keine gedankliche Durchdringung des Lernmaterials, mangelhafte Repräsentationen, zu wenig Memorisierungen,
fehlendes Verständnis für regelhaftes Vorgehen...

Abgrenzungen Rechenschwäche - Dyskalkulie

Dyskalkulie – Was ist das und was ist es nicht?

Der Begriff Dyskalkulie wird in der Fachliteratur nicht einheitlich gebraucht. Einerseits wird oft von Lehr- und Lernstörungen gesprochen und andererseits spricht man von defizitorientierter Diskrepanzdefinition (WHO). Für die Praxis hilfreich lässt sich etwas banal aber eindeutig sagen: Eine Dyskalkulie liegt vor, wenn ein Mathematik- und ein Intelligenztest durchgeführt und dadurch eine Teilleistungsschwäche diagnostiziert wurde.

Erfahrungsgemäß kommt es zur Testung in der 3. Schulklasse. Warum?
Für die ersten beiden Klassen reicht das zählende Rechnen noch aus (Zahlenraum bis 100). Im Zahlenraum bis 1000 (3. Klasse) fällt das Schulkind deutlich auf, weil es mit den anderen Kindern nicht mehr Schritt halten kann.

Was fällt auf?
Ein von Dyskalkulie betroffenes Kind hat schon massive Probleme im Bereich der Grundrechenarten und in der Zahlenanordnung bis 100. In der Regel setzt eine Therapie im Zahlenraum bis 20 (1. Klasse) an und trainiert dann sukzessive weitere Fähig- und Fertigkeiten.

Ursachen?
Nach meinen Erfahrungen liegen die Ursachen zu 50 % im celebralen, 30 % im sensomotorischen und zu 20 % im lernstrategischen Bereich.

Was heißt das?
Wenn die Dyskalkulie celebral verursacht ist, bedarf es der Einzeltherapie. Schule und Unterricht sind in diesem Fall eindeutig überfordert. Liegt die Ursache im Bereich Sensomotorik kann Schule Hilfen geben, in dem es viele Angebote aus diesem Bereich in den Unterricht integriert. Lernstrategische Fehlleistungen sind in der Schule zu diagnostizieren und zu beheben.

Was passiert in den höheren Klassen, wenn keine Hilfestellung erfolgt?
Die betroffenen Kinder geraten in ihren Mathematikleistungen massiv in Rückstand (2 – 4 Schuljahre). Der Kenntnisstand am Ende der Schulzeit entspricht dem der 6. Klasse. Entsprechend wenig befähigt sind sie für persönliche, finanzielle Angelegenheiten. Mathematische Probleme behandeln sie rezepthaft, ohne Sinnerfassung des zugrunde liegenden Problems (s. Phänomen der "Kapitänsaufgaben").

FAZIT:

Eine diagnostizierte, celebral verursachte Dyskalkulie sollte zur Einzeltherapie bei einem ausgebildeten Dyskalkulie-Therapeuten führen.

Ebenso bei sensomotorischen Ursachen einer diagnostizierten Dyskalkulie. Aber hier kann auch schon eine Ergotherapie helfen. Bei sensorischen Lernbeeinträchtigungen (Sehen, Hören) reichen nicht Augen und Ohrenarzt (s. dazu www.Mathematik-mit-allen-Sinnen.de).

Bei lernstrategischen Fehlleistungen ist die Schule gefordert. Dabei ist der Erfolg maßgeblich davon abhängig, wie die Bezugspersonen eines bestimmten Schülers oder einer Lerngruppe (Lehrer, Förderer, Eltern) kooperieren!